Gemeinsam Zukunft schaffen
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7. Oktober 2014 - Ausflug zum Meer nach Sihanoukville

Es ist 5 Uhr morgens, noch dunkel und man hört die Frösche in ihren unterschiedlichsten Tönen aus allen Richtungen quaken. Wir freuen uns nach einem Tag zum „Ankommen“ endlich die Kids wieder zu sehen. Mit Savongs Pick-Up geht’s vom Guesthouse los zur Savong-Garage, wo die ganze Nacht noch eifrig am Truck gebastelt wurde. Dort ist das Wiedersehen ein herzliches, die Kids wirken aufgeregt und motiviert, und um einiges aufgeweckter als wir um diese Uhrzeit.

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Bald sind wir unterwegs auf der Route 6 Richtung Phnom Penh, der Hauptstadt, um dort noch 2 ehemalige Happy-Sunshine-Jungs – Sok Chea und Bora – aufzugabeln. Sie arbeiten dort seit kurzem als Mechaniker und bekommen eine professionelle Lehre. Aber bevor wir dort ankommen gilt es noch einige gemeinsame Stunden auf den Bänken der Ladefläche zu überstehen.

Die Straßen sind unbeschreiblich. Abenteuerlich. Hier aber Routine. Geschickt wird Schlaglöchern ausgewichen, Pfützen werden umfahren und der ein oder andere „Rumpler“ lässt die müden Gesichter von Zeit zu Zeit aufhellen. Wir halten einige Male um Früchte oder Wasser zu kaufen, Mittagessen gibt’s auf einer „Raststätte“ neben der Sandstraße und zügig geht’s weiter.

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Doch plötzlich: „Zssssss“. Ein Hinterrad hält dem Druck nicht mehr Stand. Wir wechseln und das erste Reserverad kommt zum Einsatz. Die Kids wirken entspannt und kennen solche Situationen. Es gilt: Im Schatten abwarten, „Stein, Schere, Papier“ spielen (Kambodschanische Version) oder das Khmer-Deutsch-Englisch Vokabular aufbessern. Und schon geht’s weiter.

In Phnom Penh angekommen sind wir durch die Panne bereits hinter dem Zeitplan, erledigen einige Dinge und gabeln die Jungs auf. Die Freude ist groß, ein Wiedersehen nach langer Zeit in der Hauptstadt, fernab der damaligen Familie im Happy Sunshine, Siem Reap.

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Der Rest der Hinfahrt ist anstrengend und dauert länger als erwartet. Es wird dunkel. Die Kids liegen teilweise kreuz-und-quer aufeinander, versuchen zu schlafen. Trotz des Marathons auf den Rückbänken ist kein Murren zu hören. Diszipliniert und mit Vorfreude erträgt man Fahrtwind und Staub. Und endlich: „Sihanoukville, Sihanoukville!!“ schreit Pomsen aus der Fahrerkabine nach hinten und hupt rhythmisch los, wie ein Verrückter. Verständlich, wenn man beachtet, dass wir in Summe bereits über 16 Stunden unterwegs sind.

Bald finden wir auch die Adresse und die Kids checken zum ersten Mal in ihrem Leben in einem fast westlichen Hotel ein. Wir haben einen Spezial-Deal ausgehandelt und es schlafen 3-4 Kids in einem Zimmer mit AC (Air-Condition), W.C. und Badewanne. Luxus pur, der ihnen sichtlich fremd ist und auf die Frage: „Do you like your room?“ kommt ein eher abfälliges „It’s O.K. … but when do we start tomorrow?“. Einige Kids kommen nach dem Duschen noch mal zu uns auf die Hotel-Terrasse  und verfolgen mit funkelnden Augen die vereinzelten Lichter der Fischerboote, die gegen Mitternacht ans heimische Ufer tuckern.

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8 Uhr. Der Himmel ist leicht bewölkt und die Meute ist hungrig. Wir verzichten auf das Hotel-Buffet und suchen nach einer günstigeren Variante am Strand. Wie so üblich: Reis mit Huhn und Gemüse. Wir können auch unseren Guten-Morgen-Kaffee finden und bald erreichen wir unseren Strand. Diszipliniert wird das Lager aufgeschlagen, die Kids werden in kleine Gruppen eingeteilt. Immer so, dass ein Älterer die Verantwortung für die jüngeren in der Gruppe übernimmt. Man muss beachten, dass die meisten furchtlose Nicht-Schwimmer sind. Aber der Zugang zum Wasser ist weitläufig und seicht. Ideal für unsere Wasserratten.

Wie in Kambodscha so üblich, baden die Mädchen in voller Montur und die Jungs „normal“ in Badehose. Wir mieten Wasserreifen und später sogar einige Runden auf dem Banana-Boat. Highlights während dem stundenlangen herumtümpeln sind Wasser- und Sandschlachten. Dazwischen gibt’s ein kräftiges Lunch mit Reis, frischen Schrimps und Squids (Tintenfische am Holzspieß vom Grill). Während die älteren dem Kartenspiel verfallen, scheinen die Kids buchstäblich unermüdlich. Bauen eine Miniatur von Angkor-Wat aus Sand, Hahnenkämpfe auf unseren Schultern werden ausgetragen und der ein oder andere Klettermax wird in die Luft katapultiert.

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Die Zeit verfliegt schneller als uns allen lieb ist. Mit vom Wasser verschrumpelten Händen geht’s ab in die Dusche und auf zum Abendessen. Danach fallen die überdrehten Wasserratten buchstäblich ins Bett. Jeder ist müde, nach diesem allerersten Tag am Meer, das sonst nur von Erzählungen oder Fotos existierte. Dieser „Barray Thom Thom“ („großer großer Teich“), wie es mit offenem Mund und riesigen Augen betitelt wurde.

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Die Rückreise wird zweigeteilt: Zwischenstopp für einen Abend in Phnom Penh im „Lucky Star Hotel“ mit anschießendem Überaschungs-Dinner im Einkaufszentrum. Eine glitzernder Palast mit Rolltreppen, die von einigen Kids mit großer Skepsis inspiziert werden. Srey Mat stellt vor dem „Einsteigen“ vorsichtig einen Fuß auf das Förderband und zieht immer wieder erschreckt zurück. Sie sieht zum ersten Mal in Ihrem Leben Stufen, die sich automatisch bewegen. Was anfangs unheimlich wirkt, macht dann Spaß: Wir fahren nach oben!

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Wir sind auf der Suche nach Pizza und werden bald fündig. Wir bestellen ein Partyset pro Tisch mit Pizza, Chicken-Wings, Garlic-Bread und „Pizza-Strudel“, wie wir ihn getauft haben. Coca-Cola für alle! Es wird gemampft und geschmatzt. Kein einziges Brösel bleibt übrig. Die kleine Bäuche sind bis zum Rand gefüllt und happy.

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Mr. Apple das menschliche Katapult. In der Luft: Ron, der Akrobat.Sihanouk-ville-26

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Hier Christoph, der versucht die Racker in Zaum zu halten. Gar nicht so einfach 🙂 Sihanouk-ville-22

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Sihanouk-ville-31Währenddessen wird unser Dach repariert, das auf der Reise einiges abbekommen hat. Der heutige Tag war sonnig, doch der Regen kommt bestimmt wieder und da könnte es ohne Dach ungemütlich werden. Aber auch diese Challenge wird gemeistert und wir ruhen uns nochmal aus, bevor’s viel zu früh wieder nach Siem Reap geht.

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Sihanouk-ville-32Die Straße scheint wieder unendlich, wir atmen wieder roten Staub und der Untergrund gleicht eher einer „Muggelpiste“, als einer Hauptverbindungsstrecke zwischen den zwei größten Städten des Landes. Nach einem 3-fachen Reifenplatzer, einigen Stunden gezwungener Pause, einem Mittagessen bei unserer „Stamm-Raststätte“ und der holprigen Fahrt durch den strömenden Regen zu späterer Stunde, ertönt wieder das verrückte Hupen und ein rastloser Pomsen brüllt aus dem Fenster: „Siem Reap! Sweet home, Siem Reap!“



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